Kampfhandlungen im Raum Limburg-Weilburg

Nach dem Ausbruch aus dem Brückenkopf von Remagen und der Überschreitung des Rheins durch US-Truppen südlich von Koblenz zwischen dem 22. und dem 24. März 1945 näherten sich die amerikanischen Kampfverbände sehr schnell dem Raum des heutigen Landkreises Limburg-Weilburg.

 

25. März (Sonntag)
Am Abend des 25. März 1945 erreichen die ersten Spitzen der 9. US-Panzerdivision den Raum Diez-Limburg. In der Nacht sprengen deutsche Einheiten die Autobahnbrücke über das Lahntal bei Limburg.

 

26. März (Montag)
Am frühen Morgen des 26. März schwenkt die aus nordwestlicher Richtung kommende 7. US-Panzerdivision, die eigentlich für den Angriff auf Limburg vorgesehen war, in östliche Richtung und stößt unter starker Luftunterstützung sehr schnell entlang des südlichen Westerwalds bis Obertiefenbach und Heckholzhausen vor. Deutsche Verbände in diesem Raum werden überrascht, überrannt und abgeschnitten. Nach einzelnen Gefechten in unübersehbarem Chaos stellen die deutschen Truppen den organisierter Widerstand innerhalb des besetzen Gebietes ein.

Währenddessen startete die 9. US-Panzerdivision ebenfalls am Morgen des 26. März den Angriff auf Limburg. Die Sprengung der alten Lahnbrücke erfolgt erst nachdem einige US-Panzer die Brücke überquert haben. Amerikanische Infanterie stößt nun über die nur teilweise zerstörte Eisenbahnbrücke aus Richtung Staffel in die Stadt vor. Es kommt zu teilweise heftigen Gefechten in der Innenstadt und am Domhügel, die über Nacht andauern. Neben Einheiten von Wehrmacht und SS leisten wohl auch Angehörige von Volkssturm, Polizei und Gestapo den Amerikanern noch Widerstand.

 

27. März (Dienstag)
Die Truppen der 7. US-Panzerdivision stoßen entlang des südlichen Westerwalds weiter Richtung Wetzlar und Gießen vor. Eine Truppenabteilung marschiert in Richtung Weilburg.

In der Zwischenzeit war es amerikanischen Pionieren bei Limburg gelungen, bis zum frühen Morgen des 27.03. ein Stück nordwestlich der gesprengten alten Lahnbrücke eine Pontonbrücke über die Lahn zu bauen und somit Nachschub und auch Panzer über den Fluss zu bringen.

Bis zum späten Vormittag des 27. März ist Limburg und das Gebiet bis etwa Lindenholzhausen durch US-Truppen besetzt. Deutsche Einheiten ziehen sich zunächst fluchtartig ostwärts zurück.
Eine amerikanische Aufklärungseinheit der 9. US-Panzerdivision (89th Cavalry Reconnaissance Squadron, B-Troop) stößt entlang der Autobahn (A3) in Richtung Idstein vor, um Kontakt mit Truppen der 3. US-Armee aufzunehmen, die südlich von Koblenz den Rhein überquert haben. In der Umgebung von Werschau entlang der Autobahn kommt es zu Gefechten zwischen US-Einheiten und Truppen der 6. SS-Gebirgsdivision, die erst kurz zuvor aus Norwegen in das Kampfgebiet südlich der Lahn verlegt wurde. Die SS bedroht deutsche Zivilisten, die weiße Tücher zum Zeichen der Kapitulation aufhängen wollen. In Camberg sind die amerikanischen Panzer auf der Autobahn schon zu hören. Auf Befehl eines SS-Komandanten werden bereits aufgehängte weiße Fahnen wieder eingeholt.

Eine andere Aufklärungsabeteilung der 9. US-Panzerdivision (89th Cavalry Reconnaissance Squadron, A-Troop) marschiert nördlich der Lahn über Ahlbach, Niedertiefenbach, Hofen, Eschenau, Arfurt, Seelbach bis Aumenau, besetzt und überquert die dortige Lahnbrücke und stößt in die Richtungen Langhecke-Wolfenhausen sowie Münster-Weyer und Villmar-Niederbrechen vor. Verbliebene deutsche Truppen in Villmar erwarten den Angriff der US-Truppen aus Richtung Limburg / Runkel und werden von den aus Richtung Aumenau anrückenden amerikanischen Aufklärungseinheiten überrascht. Bei Langhecke stoßen die Amerikaner auf verbliebene SS-Posten. Der Widerstand wird schnell gebrochen und die Truppen marschieren weiter Richtung Wolfenhausen. Auf der Anhöhe zwischen Wolfenhausen und Laubuseschbach kommt es ebenfalls zu kleineren Gefechten. US-Truppen fahren mit MG-Feuer durch Münster. In Oberbrechen werden Zivilpersonen, die weiße Fahnen aufhängen wollen von SS bedroht. Als amerikanische Aufklärungseinheiten den Ort erreichen kommt es zu Schießereien mit den SS-Truppen. Die Amerikaner verlassen das Dorf zunächst wieder.

Nördlich der Lahn stoßen US-Truppen entlang der "Meil" (heute die B49) bis Weilburg vor, wo die Lahnbrücken gesprengt aber nur teilweise zerstört sind. Sie besetzen zunächst nur die nördliche "Westerwaldseite" der Stadt.

 

28. März (Mittwoch)
Am 28. März rücken amerikanische Stoßtrupps dann über die teilweise zerstörte Brücke in die Innenstadt von Weilburg südlich der Lahn vor.
Von Aumenau stoßen die Amerikaner über Seelbach, Falkenbach, Wirbelau und Odersbach bis in den Raum östlich von Weilburg vor.
Nachrückende Divisionen der 1. US-Armee besetzten und sichern das bisher eroberte Gebiet zwischen Limburg und Weilburg nördlich der Lahn.
Die US-Aufklärungstruppen, die am Vortag entlang der Autobahn (A3) in Richtung Idstein vorgerückt waren, treffen in der Nähe von Niedernhausen auf die ersten Einheiten der 3. US-Armee, die südlich von Koblenz den Rhein überquert hatten.

 

29. März (Gründonnerstag)
Einheiten der 9. US-Panzerdivision rücken weiter Richtung Gießen vor.

Am Morgen des 29. März erreichen erste Truppen der 3. US-Armee den Südwesten des heutigen Landkreises Limburg-Weilburg.

Einheiten der 87. US-Infanteriedivision stoßen entlang der Linie Dauborn, Niederselters, Eisenbach vor. Bei Eisenbach kommt es zu Gefechten mit SS-Truppen.

Einheiten der 76. US-Infanteriedivision beginnen mit Angriffen und Artilleriebeschuss auf Camberg, wo SS-Truppen zunächst heftigen Widerstand leisten. Die Kämpfe dauern die Nacht über an.

 

30. März (Karfreitag)
Am Morgen des 30. März ist Camberg dann komplett von Truppen der 76. US-Infanteriedivision besetzt.

Die Einheiten der 87. US-Infanteriedivision stoßen am Morgen von Eisenbach weiter in Richtung Haintchen vor, wo einige deutsche Zivilisten die anrückenden Amerikaner vor Minensperren warnen.
Ein Teil der Amerikaner marschiert weiter über Wolfenhausen, Heinzenberg, Grävenwiesbach, Brandoberndorf bis Butzbach. Auch der Raum um Weilmünster wird besetzt.
Eine weitere Einheit marschiert in südlicher Richtung. Auf den Höhen zwischen Haintchen und Hasselbach kommt es zum Feuergefecht mit SS-Truppen. Danach marschieren die Amerikaner weiter bis Emmershausen.

 

31. März
Am 31. März, dem Tag vor Ostern, waren die Kampfhandlungen im Gebiet des heutigen Landkreises Limburg-Weilburg weitestgehend vorbei. Es kam noch zu vereinzelten Schusswechseln zwischen US-Einheiten und versprengten deutschen Truppen. Tausende deutsche Soldaten hatten sich den Amerikanern ergeben und waren nun in Kriegsgefangenschaft. Für die deutsche Zivilbevölkerung war die unmittelbare Kriegsgefahr damit vorbei und es begann die Besatzungszeit. Aber es blieb zunächst die Angst um eine ungewisse Zukunft und um Angehörige, ob Soldaten oder Zivilpersonen, die sich in den noch umkämpften Gebieten aufhielten oder von denen man seit Wochen oder Monaten kein Lebenszeichen mehr vernommen hatte. Auch für tausende von Zwangsarbeitern und Kriegsgefangene, die durch die US-Truppen befreit wurden, war nun die unmittelbare Not und Gefahr von Krieg und Gefangenschaft vorbei.