[Wilsenroth, Katholiche Pfarrchronik S. 16f]
Montag, 26. März 1945
Am 26. März, abends gegen 10 Uhr, rückten amerikanische Panzereinheiten in unsere Gemeinde ein.
Am Nachmittag desselben Tages kamen von Frickhofen her die Reste unserer Truppen in wilder, ungeordneter Flucht und passierten unser Dorf - ein Bild, zum Weinen traurig! Das dauerte etwa eine Stunde; dann war auf einmal Stille.
Es wurde Abend - der Mond schien hell ins Dorf Gegen 9.00 Uhr kam von Frickhofen herauf die letzte deutsche Infanterieeinheit: ein Oberst mit seinem Stabe und etwa 500 Leuten, schwer bewaffnet mit Panzerfäusten. Da wurde gemeldet: Feindliche Panzer im Anmarsch von Willmenrod und sofort gab der Oberst den Befehl: "Alles fertig machen zur Verteidigung des Dorfes!" Eine Schicksalsstunde für unsere Gemeinde. Ich sehe sie heute noch deutlich vor mir, die Soldaten mit ihren Panzerfäusten, wie sie sich fertig machen und an verschiedenen Stellen des Dorfes Aufstellung nehmen. Da plötzlich die Meldung, der Feind steht vor dem Dort und der Oberst sieht die Aussichtslosigkeit des Kampfes ein und fährt in seinem Auto - Richtung Frickhofen davon - sein Stab folgt ihm, der Feind rückt ein, es fällt kein Schuß. Aber am Ausgang des Dorfes in Richtung Bahnhof holen die Panzer die letzten Wagen der Lazarette von Wilsenroth ein und nehmen auch die Insassen gefangen.
Quelle:
Kreisheimatstelle des Landkreises Limburg-Weilburg (Hg.)
"Eigentlich ist kaum Zeit zum Schreiben ..",
Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen von Zeitzeugen an das Kriegsende 1945
im Landkreis Limburg-Weilburg,
Limburg 2005