Sonntag, 11. März 1945
Der 11. März war ein Schreckenstag für die Gemeinde. 50 feindliche Flugzeuge warfen im Halbkreis um das Dorf ungefähr 200 Bomben ab. Gott sei Dank kam kein Mensch zu schaden. Fensterscheiben zersplitterten, und an den Gebäuden gab es größere Schäden. Auch an Kirche u. Pfarrhaus. Noch 3 Tage nach der Katastrophe explodierten in gewissen Abständen Zeitzünder. Zum Schrecken der Bevölkerung. Der Weg nach Niederweyer mußte wegen Bombentrichtern gesperrt werden. Es wurden ungefähr 45 Morgen Land verwüstet. Die Feldbestellung geschieht morgens in aller Frühe und abends im Halbdunkel. Ein alter Mann aus Hadamar, der mit seinem Pferdchen die Post nach Steinbach und Oberweyer brachte, wurde durch einen Tiefflieger erschossen. Der Gottesdienst an Sonn- u. - Werktagen muß noch früher gelegt werden, da die Gläubigen bei Fliegergefahr katastrophal aus dem Gotteshaus stürmten, und der Gottesdienst abgebrochen werden mußte. Es ist unmöglich das Brevier im Garten zu beten oder Gartenarbeit zu verrichten. / Da der Pfarrhauskeller als einigermaßen gut gilt, ist die Nachbarschaft fast den ganzen Tag mit Koffern, in denen die notwendigen Habseligkeiten verstaut sind, ein ständiges Wandern im und aus dem Keller (sic). Die Spannung und Nervosität ist schlimm geworden. Was werden die nächsten Tage bringen.
Montag, 26. März 1945
Da am Montag, dem 26. März, gegen 5 Uhr dringt das Geräusch von rollenden Panzern ins Dorf, es hört sich an als ob sie von Ahlbach anrückten. Doch nicht von dort kamen sie, sondern rollten am Wald entlang nach Steinbach. Es waren die Amerikaner. Den ganzen anderen Tag ging es so weiter. Die Dorfbevölkerung zog an den Wald und sah sich das Schauspiel an. Die deutschen Soldaten, die hier in Quartier waren, dachten zuerst an Widerstand, zogen es aber vor, das Feld zu räumen. ... Die deutschen Truppen, die im Dorf einquartiert waren, hatten ihre Ehre durch eine gemeine Tat befleckt, SS, noch 2 Tage bevor die Amerikaner einzogen. Drei harmlose unschuldige Russen, die bei den Leuten fleißig gearbeitet hatten, einer von ihnen auch im Pfarrhaus, … (wurden) auf Befehl eines fanatischen jungen Leutnants von einem Soldaten vor das Dorf geführt und an einem Bombentrichter an der Str. nach Niederweyer ohne Grund erschossen und verscharrt.
Mittwoch, 28. März 1945
Am Mittwoch, 28. März, besetzten die amerikanischen Truppen unser Dorf. Nach dem Gottesdienst wurden die russischen Gefangenen im Pfarrhof gesammelt. Die Scheune wurde zur Küche eingerichtet, und die unteren Räume des Pfarrhauses von amerikanischen Soldaten belegt. Die im Pfarrhaus untergebrachte Familie von Frankfurt durfte bleiben. Nach einiger Zeit zogen die amerikanischen Truppen weiter.
Quelle:
Kreisheimatstelle des Landkreises Limburg-Weilburg (Hg.)
"Eigentlich ist kaum Zeit zum Schreiben ..",
Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen von Zeitzeugen an das Kriegsende 1945
im Landkreis Limburg-Weilburg,
Limburg 2005