LM-1945

Camberg

Erinnerungen von Karl Heinz Braun

Gründonnerstag, 29. März 1945

Am 29. März 1945, es war nachmittags, wir Kinder im Alter zwischen neun und 13 Jahren, standen am Ende des Steinweges, der ins freie Feld führte, als die ersten amerikanischen Infanteriegruppen mit im Anschlag gehaltenem Gewehr und nach allen Seiten ausspähend, die Straße heraufkamen. Wir sahen diesen für uns fremdartigen Soldaten, mit einem komischen Gefühl in der Magengrube und voller Angst entgegen. Stellte sich uns doch die Frage, was werden die Sieger nun mit uns machen?
Als die Gruppe uns erreichte - wir standen wie angewurzelt am Wegesrand - schnallten diese ihre Feldflaschen ab und baten um Wasser. Dieser Bitte kamen wir dann auch sehr schnell nach. Während die Soldaten ihren Durst stillten nutzten wir die Zeit diese vom Kopf bis zu den Füßen eingehend zu mustern und stellten dabei fest, daß es sich auch nur um Menschen handelte, die dazu noch ziemlich abgekämpft aussahen und von Strapazen und Anspannung gezeichnet waren. Die Frage nach deutschen Soldaten konnten wir nicht beantworten und so zogen sie weiter ohne uns zu behelligen. 

Quelle:
Kreisheimatstelle des Landkreises Limburg-Weilburg (Hg.)
"Eigentlich ist kaum Zeit zum Schreiben ..", Tagebuchaufzeichnungen und Erinnerungen von Zeitzeugen an das Kriegsende 1945 im Landkreis Limburg-Weilburg, Limburg 2005